Im Rostocker Stadthafen wurden jetzt fünf spezielle Zigarettenabfallbehälter – sogenannte „Warnow-Ascher“ – zwischen dem Fähranleger Am Kabutzenhof und der Haedgehalbinsel installiert. Durch ansprechende Gestaltung laden sie spielerisch dazu ein, dort ausschließlich Zigarettenstummel zu entsorgen. Ziel ist, der Umweltelastung durch Zigarettenkippen entgegenzuwirken und gleichzeitig wissenschaftliche Erkenntnisse zur Wirksamkeit der Warnow-Ascher zu gewinnen. Die Maßnahme ist Teil des internationalen Forschungsprojekts Circular Ocean-bound Plastic, das vom Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde (IOW) und der Universität Rostock durchgeführt wird.
Anstoß für die Installation der Warnow-Ascher gaben die Ergebnisse aus einem Jahr gemeinsamer Forschung des IOW und der Universität Rostock zur Plastikmüllbelastung der Warnow. Dazu wurden unter anderem sogenannte „Portbins“ eingesetzt – schwimmende Mülleimer, die im Stadthafen selbstständig treibenden Müll einsammeln, bevor der Fluss diesen in die Ostsee spült. Die systematische Analyse des Inhalts nach sechs Monaten im Einsatz ist eindeutig: 91 % des Mülls besteht aus Plastik; mit ca. 30% gehören dabei Zigarettenstummel und -verpackungen zu den häufigsten Müllarten an der Wasseroberfläche. „Zigarettenfilter bestehen aus Celluloseacetat, einem Kunststoff, der sich nur sehr langsam abbaut und dabei darin enthaltene Giftstoffe kontinuierlich an das Wasser abgibt“, erklärt Mona-Maria Narra, Umweltforscherin an der Universität Rostock. „Darüber hinaus zersetzen sich Verpackungen und Filter über Jahre hinweg zu gefährlichem Mikroplastik, das nicht im Hafen verbleibt, sondern letztlich bis in die Ostsee gelangt.“
Die Idee der Warnow-Ascher wurde – als direkte Reaktion auf die Studienergebnisse – im Herbst 2024 im Rahmen eines Stakeholder-Workshops am IOW mit Teilnehmenden aus Wissenschaft, Verwaltung, Tourismus, Abfall- und Hafenwirtschaft sowie verschiedenen NGOs entwickelt. „Unser Ziel war, eine praktikable Maßnahme zu erarbeiten, die Raucher:innen niedrigschwellig zur ordnungsgemäßen Entsorgung ihrer Kippen zu bewegt und so zur Prävention des umweltschädlichen Zigarettenabfalls direkt an der Quelle führt“, betont Gabriela Escobar Sánchez, Expertin für Meeresmüll-Monitoring und nachhaltige Abfallwirtschaft am IOW. Das Ergebnis sind spezielle Ascher, die zum einen nur Kippen aufnehmen können, zum anderen aber so gestaltet sind, dass sie gut wahrgenommen werden und durch witzige Fragen, über deren Antworten per Stummeleinwurf abgestimmt werden kann, spielerisch zur Benutzung einladen.
„Den kooperativen Prozess, in den verschiedene Akteure aus Forschung, Praxis und öffentlichem Sektor eingebunden sind – halten wir für einen zentraler Erfolgsfaktor für die Akzeptanz und damit langfristige Wirkung der Maßnahme“, so Escobar Sánchez weiter. Die Installation der speziellen Ascher erfolgte daher auch in enger Zusammenarbeit mit EUCC – The Coastal Union Germany, dem Rostocker Hafenamt, dem Hanse-Sail-Büro, dem Abfallwirtschaftsamt und der Tourismuszentrale der Hansestadt.
Die Wirksamkeit der Warnow-Ascher wird nun kontinuierlich für einen Zeitraum von Juni-November 2025 überwacht und wissenschaftlich ausgewertet. Dazu analysieren die beteiligten Forschungsteams die Zahl der Zigarettenstummel auf dem Hafengelände und vergleichen Bereiche mit und ohne Warnow-Ascher-Installation. Zusätzlich wird erfasst, wie sich die Menge an Kippen in den schwimmenden Portbins vor und nach der Einführung der Warnow-Ascher verändert hat, um die Wirkung der Maßnahme datenbasiert bewerten zu können.
Sollten sich die Ascher als erfolgreich erweisen, werden sie Teil eines Maßnahmenplans zur Meeresmüll-Reduzierung, der auch in anderen baltischen Hafenstädten umgesetzt werden soll. Das Forschungsvorhaben ist Teil des „Circular Ocean-bound Plastic“-Projekts, das innovative Ansätze zur Reduzierung von Meeresmüll in der Ostseeregion entwickeln und umzusetzen soll und im Rahmen des EU-Programms Interreg South Baltic gefördert wird. Partner sind Institutionen aus Deutschland, Polen, Schweden und Dänemark.
Wissenschaftlicher Kontakt:
Gabriela Escobar Sánchez
Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde (IOWTel.: +49 381 5197-403 | gabriela.escobario-warnemuendede
Mona-Maria Narra
Universität Rostock, Professur Abfall- und Stoffstromwirtschaft
Tel.: +49 381 498-3410 | mona-maria.narrauni-rostockde
Pressekontakt:
Lea-Marie Kenzler | Presse- und Kommunikationsstelle Universität Rostock
Tel.: +49 381 498-1029 | mobil: +49 152 23 30 82 70
lea-marie.kenzleruni-rostockde
Dr. Kristin Beck | Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde (IOW)
Tel.: +49 381 5197-135 | presseio-warnemuendede