Geschichte der Fakultät

Die Fakultät der artes liberales, der allgemeinbildenden Freien Künste, gehörte zu den Gründungsfakultäten der 1456 eröffneten Universität. Nach dem Abschluss der Reformation verfügte die Fakultät 1547 über acht Professuren.

Mit einer Entscheidung des Landesherrn, König Karls XII. von Schweden, aus dem Jahr 1702 standen der Philosophischen Fakultät nur noch fünf Professuren zu, die die Lehre in den Fächern Theoretische Philosophie, Rhetorik und Poesie, Praktische Philosophie und Geschichte, Elementare und Höhere Mathematik mit Einschluss der Zivil- und Militärbaukunst sowie Griechisch und Orientalische Sprachen sicherzustellen hatten. 1763 erhielt die Universität ihren ersten Botanischen Garten, 1765 ihre erste selbstständige Professur für Geschichte und 1775 ihre erste Sternwarte.

In der frühen Neuzeit bildete die Artisten- oder Philosophische Fakultät die „untere Fakultät“, die man durchlaufen und mit dem Grad des Baccalaureus (Bachelor) ab-schließen musste, bevor man sich in einer der drei „oberen Fakultäten“ auf eine Tätigkeit als Geistlicher, Richter oder Arzt vorbereiten konnte. Als erste Frau wurde 1750 die dreizehnjährige Christina Ehrenfried von Balthasar zur Baccalaurea artium et philosophiae promoviert. In der Aufklärungszeit entwickelten die Philosophischen Fakultäten Deutschlands ein neues Selbstbewusstsein als Ort der Grundlagenforschung in den Geistes- und Naturwissenschaften. Fortan bildete der Doktor der Philosophie die Eintrittskarte in die forschungsbezogenen Laufbahnen dieser Fächer. Bedeutende Gelehrte der Aufklärungszeit waren der Bibliothekar Johann Carl Dähnert und der Dichter Thomas Thorild. An der Grenze zwischen Aufklärung und Romantik stand Ernst Moritz Arndt, der 1806 zum außerordentlichen Professor der Geschichte ernannt wurde, jedoch 1811 Greifswald auf der Flucht vor der napoleonischen Herrschaft für immer verließ.

1880 gehörten der Philosophischen Fakultät 18 ordentliche und 5 außerordentliche Professoren sowie vier Privatdozenten an. In Greifswald lehrten die Altphilologen und-historiker Ulrich von Wilamowitz-Möllendorff und Otto Seeck und der Geschichtstheoretiker Ernst Bernheim.1914 veröffentlichte der Greifswalder Felix Hausdorff „Die Grundzüge der Mengenlehre“. 1919 erhielt der amtierende Dekan der Philosophischen Fakultät, Johannes Stark, den Nobelpreis für Physik.

Im Wintersemester 1932/33 umfasste die Philosophische Fakultät 33 ordentliche, 10 „nichtbeamtete außerordentliche Professoren“ und 19 Privatdozenten. Der Anteil der NSDAP-Mitglieder in der Philosophischen Fakultät stieg von 16,4% im Sommersemester 1933 auf 62,3% im Sommersemester 1939.

1945 wurden NSDAP-Mitglieder zunächst entlassen, erhielten jedoch staatliche Forschungsaufträge, die ihnen das wirtschaftliche Überleben sicherten, und wurden teilweise wieder integriert. 1951 wurde die Mathematisch-Naturwissenschaftliche von der Philosophischen Fakultät getrennt. Die Germanistikprofessorin Hildegard Emmel wurde 1958 auf Antrag des Fakultätsrats entlassen, weil sie „die Ratschläge und die Hilfe der Partei der Arbeiterklasse abgelehnt“ habe.

1968 wurde im Zuge der „Dritten Hochschulreform“ der DDR die Fakultätsstruktur zugunsten der Sektionsgliederung aufgehoben, 1990 jedoch wiederhergestellt. Im Jahr 2016 gehörten der Philosophischen Fakultät, jetzt ohne Naturwissenschaften, 38 Professoren an.