Denkmalstürze

Personen

Leitend: Prof. Dr. Cordelia Heß


Inhalt

Der Sturz von Denkmälern ist aktuell nicht nur im wissenschaftlichen Diskurs, sondern auch in den Medien wieder allgegenwärtig. Denkmäler repräsentieren zumeist ein offizielles historisches Narrativ, oft heroisierend aber auch konfliktbehaftet. Die performativen und sichtbaren Auseinandersetzungen mit ihnen zeichnen daher auch Bruchlinien solcher Narrative und kollektiver Erinnerungen nach, die zu Prozessen der Neubewertung, Umwidmung von Geschichte und kulturellen Erbes führen.

Denkmäler sind zwar keine Synonyme von Kulturerbe, begrifflich aber durch die Denkmalpflege mit dessen Konzept der Bewahrung und Sicherung verbunden. Obgleich Denkmalstürze einen gewaltvollen symbolischen Akt der Krisenbewältigung und/oder Werteneuorientierung darstellen, sind sie wie Denkmäler selbst als Formen von Erinnerungsmonopolen unterschiedlicher Akteursgruppen aufzufassen. Mit dem Sammeln vergleichend performativer Praktiken, mit denen Denkmäler im 20. Jh. bis heute im Ostseeraum zerstört, umgewidmet, vandalisiert oder umgesetzt werden, verbindet sich die Frage, inwiefern der Akt der Zerstörung als z. T. sinnstiftendes Moment für die Zerstörer zu einer Teilung und fragmentierten Wahrnehmung eines Geschichtserbes oder zur Neukonzeption eines solchen beiträgt? Inwiefern stellen solche Praktiken auch Übergänge zu neuen Erinnerungskulturen jenseits von Monumenten dar?