Ungewolltes und Konfliktbehaftetes Erbe

Leitend: Prof. Dr. Cordelia Heß, Prof. Dr. Michael North

Projektteam: Prof. Dr. Claus Dieter Classen, Prof. Dr. Mathias Niendorf

Disziplinen: Allgemeine Geschichte der Neuzeit, Nordische Geschichte, Osteuropäische Geschichte, Rechtswissenschaften


Politische Umbrüche und Krisen sorgen auch und nicht zuletzt für einen ungewissen Status des kulturellen Erbes. Häufig zeigen Erben nach einem Umsturz weder historisches Bewusstsein noch Interesse an den baulichen und rituellen Hinterlassenschaften. Nicht selten stehen rechtliche Perspektiven zum Schutz dabei im Widerstreit mit Aneignung- und Aushandlungsprozessen von institutionalisierten und nicht-institutionalisierten Gruppen bei der Erhaltung oder Neubestimmung von Erbschaften. Damit steht die Untersuchung der Wahrnehmung wie der Ablehnung dieses ungewollten Erbes und der damit verbundenen Frage nach Identitäten, Praktiken und Politiken im Vordergrund, um gemeinsame wie geteilte Aspekte dieses Erbes herauszuarbeiten. Ein besonderer Schwerpunkt wird dabei auf Prozesse des Zerstörens, Zerfallens als neuralgischer Punkt von Konservieren und Transformation gelegt. Ziel des Teilprojektes ist es, Vergessen, Zerstören, Aussortieren, Umwerten oder Verfall von ungewollten und konfliktbehafteten Erbschaften nicht nur als eine Kehrseite gängiger Erbepraxis, sondern auch Ausdruck beginnender Neusemantisierungen von Erinnerungskulturen aufzufassen. Es werden daher Inszenierungsformen historischer Bestände und Ereignisse, bauliche Ensembles und Denkmäler vergleichend untersucht, um die bisweilen in Widerspruch mit ökonomischen und gesellschaftlichen Forderungen stehenden institutionellen Deutungshoheiten und Authentizitätsansprüche, ihre Reichweiten und Grenzen genauer zu fassen.

Dazu werden zwei zentrale Bereiche in den Blick genommen:  zum einen wird untersucht, wie sich in Folge des politischen Umbruchs von 1989 mit den sowjetischen industriellen und militärischen Hinterlassenschaften umgegangen wird, zum anderen wird sich dem aktuellen Thema der Denkmalstürze gewidmet.