Aktuelle Ansätze Forschenden Lernens
Ende der 1980er-Jahren geriet mit Bezugnahme auf Dewey et al. verstärkt die soziale Dimension des Lernens in den Blick der Forschung: Nicht mehr der Gegenstand oder das einzelne Individuum, sondern eine Situation, bestehend aus sozialen Strukturen und Artefakten bilden diesen Ansätzen zufolge den Ausgangspunkt des Lernens. Für das Lernen sei die Teilhabe an sozialen Vorgängen von entscheidender Bedeutung. In jüngster Zeit hat u.a. Gabi Reinmann diese Überlegungen für das Forschende Lernen fruchtbar gemacht. Sie hebt in diesem Zusammenhang die Möglichkeiten, die sich durch kollaborative Arbeitsformen mit digitalen Medien ergeben, hervor (vgl. Reinmann 2009).
In der Folge hat sich die Diskussion um den Begriff des Forschenden Lernens ausdifferenziert. Neuere, z.T. dem Konstruktivismus oder der Grounded Theory (vgl. Metzger 2008) verpflichtete Ansätze betonen den »shift from teaching to learning«. Sie rücken sowohl das lernende Individuum als auch die soziale Dimension von Lernprozessen in den Mittelpunkt ihrer Überlegungen.
Ansätze wie z.B. derjenige von Johannes Wildt und Ralf Schneider gehen zwar von einer Analogie zwischen Forschungs- und Lernprozess aus, betonen allerdings eine grundlegende Differenz der Bezugssysteme von Forschen und Lernen. Während Forschen auf einen originären Erkenntnisgewinn innerhalb eines Wissenschaftssystems abzielt, ist Lernen auf subjektiv neuen bzw. bedeutsamen Erkenntnisgewinn angelegt. Forschungs- und Lernprozess sind nach Schneider und Wildt also nicht von vornherein identisch. In dieser Perspektive sind für der Vermittlung von Forschungsprozessen in der Lehre die Bedingungen für ein Lernhandeln allererst mittels didaktischer Überlegungen herzustellen.
In Disziplinen, die auf soziale Berufe und Lehramtsberufe vorbereiten, steht die Reflexion des Wechsels zwischen Theorie und Praxis im Zentrum. Gerade für diese Studiengänge eignet sich das Modell der Analogie von Forschungs- und Lernprozessen hervorragend. Der äußere Zyklus bildet die Forschungstätigkeit ab, der innere Zyklus bildet den individuellen Lernprozess ab:
