Die moderne Physik dekonstruiert naive Begriffe von Raum und Zeit. Nichts ist, wie es scheint. Teile der modernen Bewusstseinsforschung legen nahe, dass das Bewusstsein eine Einbildung ist: Alles geschieht ohne reales Subjekt. Zugleich erweist sich die Mathematik als Sprache, die ein erstaunlich tiefes und nützliches Verständnis der Welt und des abstrakten Denkens ermöglicht. Dennoch bleibt auch sie ohne letztliches Fundament: Gödels Unvollständigkeitssätze (1931) zeigen, dass hinreichend starke und konsistente formale Systeme unvollständig sind und ihre eigene Widerspruchsfreiheit nicht beweisen können. Unser Wissen und Denken ist freischwebend – eine Einladung, Gewissheiten neu zu betrachten.
Andreas Thom ist Professor für Geometrie an der TU Dresden. Er arbeitet an der Schnittstelle von Gruppentheorie, Funktionalanalysis und Operatoralgebren. Nach dem Studium in Dresden und Cambridge promovierte er 2003 in Münster bei Joachim Cuntz, wurde 2007 Juniorprofessor in Göttingen und 2009 Professor in Leipzig. Seine Forschung wurde mit einem ERC Starting Grant (2011–2016) und einem ERC Consolidator Grant (2016–2021) gefördert. 2018 war er eingeladener Sprecher auf dem Internationalen Mathematikerkongress.
Begrüßung: Professor Dr. Thomas Klinger
Moderation: Professorin Dr. Ines Kath