Auf der internationalen und interdisziplinären Konferenz „Cooperation and Integration in the Baltic Region and Southeast Asia: A Comparative Perspective“ präsentierten Wissenschaftler aus Vietnam, Japan, Singapur/Kambodscha, den Philippinen, sowie Schweden und Deutschland ihre Forschungsergebnisse zu regionalen Sicherheitsarchitekturen im Ostseeraum und Südostasien.
Experten aus Politik-, Geschichts- und Kulturwissenschaften diskutierten unter anderem konkrete Gefahrensituationen in den jeweiligen Regionen am Beispiel Russlands und Chinas. Ein wichtiger Fokus lag auch auf Untersuchungen zu internationalen Institutionen, die die Regionsbildung nachhaltig beeinflussen und einen wichtigen Beitrag zur Sicherheitsarchitektur leisten. Im Mittelpunkt stand hierbei insbesondere der Vergleich von ASEAN, NATO, Ostseerat und Europäischer Union.
Margit Bussmann (Greifswald) analysierte die Kriseneskalation im Ostseeraum anhand von zwischenstaatlichen militärischen Konfliktsituationen. In einem weiteren Beitrag bei einem Roundtable an der USSH erläuterte sie die institutionalisierte Sicherheitsarchitektur im Ostseeraum zwischen Russland und NATO.
Pham Quang Minh (Hanoi) erläuterte die Machtverschiebungen in Südostasien am Beispiel des Aufstiegs und Falls der Weltmächte sowie die Bedeutung der EU. Seine spezifisch vietnamesische Perspektive auf die Institutionen in der Region ermöglichte einen detaillierten Einblick in die komplexe Sicherheitsstruktur einer Region, in der mehrere Weltmächte machtpolitische Ansprüche erheben.
Bo Peterson (Malmö) vermittelte die spezifisch schwedischen Diskurse zu Sicherheitsproblemen in der Ostsee, die nicht nur militärische Provokationen Russlands betreffen, sondern insbesondere auch bilaterale ökonomische, kulturelle und historische Beziehungen zwischen Staaten im Ostseeraum.
Die historische Dimension der Regionsbildung und die hieraus resultierenden Institutionen unterscheiden sich zu einem maßgeblichen Teil. Während Betrachtungen mittels einer Analyse der Entwicklungen von Grenzen (Alexander Drost, Greifswald) durchaus Parallelen vom 15. bis ins 19. Jahrhundert erkennen ließen, wies die regionale Integration insbesondere im 20. Jahrhundert große Unterschiede auf. Nguyen Thi Thanh Thuy, Nguyen Thi Thuy Trang und Do Thi Thuy zeigten in ihren Präsentationen insbesondere die Rolle der Weltmächte und dass Südostasien viel stärker von den diplomatischen und machtpolitischen Beziehungen zwischen China, den USA und Russland geprägt worden ist als der Ostseeraum, in dem die NATO die Dominanz Russlands ausbalancierte. Die Rolle der Großmächte in Südostasien untersuchte unteranderem Charmaine Willoughby (Manila) in Hinblick auf die Sicherheitsstrategie der USA im indo-pazifischen Raum, die je nach politischer Ausrichtung in den südostasiatischen Staaten unterschiedlich rezipiert wurde. Diese verschiedenen politischen Ausrichtungen nimmt auch Vannartih Chheang (Singapur/ Phnom Penh) in den Blick, wenn er über die Diplomatie der kleinen südostasiatischen Staaten zwischen Uni- und Multilateralismus forschte.
Die Konferenz war bereits die zweite dieser Art und wird die Ergebnisse in einem Special Issue veröffentlichen. Gefördert wurde die Konferenz durch die Konrad-Adenauer-Stiftung Hanoi, die USSH Hanoi und das IFZO Greifswald.