Zur Gegenwart des Kulturellen Erbes Mitteilungen

Das IFZO auf dem Workshop Cultural Response to Environmental Change

Foto: Antje Kempe

Ein Ungleichgewicht zwischen Geistes- und Naturwissenschaften in dem an der Universität Greifswald etablierten Forschungsbereich Environmental Change: Responses and Adaptation (ECRA), auf dessen Homepage hervorgehoben wird, dass hier „in einem für Deutschland einmaligen Ausmaß Natur- und Geisteswissenschaften im Bereich der ökologischen Umweltforschung“ verknüpft und integriert werden, bildete den Anlass für Theresa Heyd und Mascha Hansen vom hiesigen Institut für Anglistik/Amerikanistik zu einem Workshop nach Greifswald einzuladen. Unter dem Titel Cultural Response to Environmental Change wurde daher die Frage diskutiert: Wie sehen Antworten auf den Klimawandel aus geisteswissenschaftlicher Perspektive aus?

In den literaturwissenschaftlich, linguistisch, soziologisch und kunstwissenschaftlich ausgerichteten Beiträgen wurden anhand unterschiedlicher Medien wie Erzählungen, Graphic Novels, Filmen, Beipackzetteln, Kunstwerken, Theater oder Mooren ausgelotet wie der Klimawandel erzähl- und darstellbar ist, wie er vermittelt und wahrnehmbar gemacht wird.

Durch die Vorträge und Diskussionen hindurch zeichneten sich dabei ab, dass es viele Romane, Erzählungen, Darstellungen zu dem Thema des Klimawandels gibt, die aber bisher keine neue Erzählweise hervorgebracht haben, obgleich oder gerade weil der Klimawandel so komplex ist mit seinen individuellen, gesellschaftlichen, ökonomischen Interferenzen, was einer lineare Erzählweise aber auch einer vereinfachten Dichotomie von Mensch und Natur, Kultur und Natur, einem Hier and Dort bzw. einem Wir und die Anderen entgegen steht. Als eine immer wiederkehrende Referenz erschien daher Timothy Clark, der v.a. in seinem Buch Ecocriticism on the Edge: The Antrophocene as a Threshold Concept die derzeitigen Ansätze, den Klimawandel zu erzählen, kritisch betrachtet.

Von dieser Bestandsaufnahme ausgehend wurde im Weiteren beispielsweise aufgezeigt wie beständig Konfliktnarrative in Hinsicht auf den Klimawandel sind, da sie überwiegend überkommende Ansichten weitertradieren und somit weniger auf Lösungen orientiert sind (Mascha Hansen). Ausgehend von derzeitig vorherrschenden theoretischen Ansätzen wie u.a. Karen Barads Ansätzen zu einem New Materialism wurde hinterfragt, wie Landschaft in ihrer Materialität durch Sprache erfahrbar gemacht werden kann (Christian Schmitt-Kilb). Ebenso wurde deutlich, wie schwerfällig sich eine  Zusammenarbeit zwischen Natur- und Geisteswissenschaften auch in interdisziplinären Forschungsprojekten gestaltet, obgleich der Klimawandel ein gesamtgesellschaftliches Problem darstellt (Simone Rödder). Insofern bleibt die Frage aktuell, wie der Wandel sowohl auf einer literarischen wie auch wissenschaftlichen Ebene erzählt werden kann.

Neben der Vorstellung von Forschungsfragen, die im IFZO und dem beantragten Graduiertenkolleg Baltic Peripeties entwickelt werden (Alexander Drost, Stefan Ewert, Antje Kempe), bot der Workshop für das Cluster Die Gegenwart des kulturellen Erbes viele Anknüpfungspunkte und Anregungen z.B. hinsichtlich der Frage wie das Konzept der Landschaft als etwas vom Menschen in Besitz genommene, gestaltete und veränderte in Zeiten des Anthropozän weiterzudenken ist.

Als eine erste Sondierung gedacht, zeigte der Workshop das Potential des Themas innerhalb der Forschungsgemeinschaft in Mecklenburg Vorpommern wie auch viele Perspektiven für die Entwicklung von Antworten aus einer geisteswissenschaftlichen Seite auf.

Programm

Text: Antje Kempe


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