Zur Gegenwart des Kulturellen Erbes Mitteilungen

Claiming Heritage - Barcamp

Foto: Antje Kempe
Foto: Antje Kempe

Die  Arbeitsgruppe 2020 von ICOMOS Deutschland lud am 05.10.2019 nach Berlin unter dem Titel Claiming Heritage zu ihrem ersten Barcamp ein, das sie in Kooperation mit dem DFG-Graduiertenkolleg 1913 Kulturelle und technische Werte historischer Bauten der BTU Cottbus-Senftenberg veranstaltete. Dem Charakter eines Barcamps entsprechend war das erklärte Ziel der Organisatoren mit diesem vergleichsweise neuen und offenen Tagungsformat, andere Themen und Handlungsfelder hinsichtlich der Bedeutung, Anerkennung und Umgangs mit einen immer vielfältigeren Erbe zu diskutieren wie auch Interessierte und Expert*innen aus verschiedenen Gebieten zusammenzubringen.

Wie divers die Interessen der Teilnehmenden waren, wurde bereits in der Vorstellungsrunde der gut besuchten Veranstaltung wie dem anschließenden Sammeln von Ideen für thematische Sessions deutlich. Neben Fragen zur Bedeutung und Anerkennung von Subkulturen als kulturelles Erbe, nach der Vereinbarkeit von Erbe-Status und Nutzbarkeit im urbanen Kontext wie bei World Heritage-Stätten, standen auch praktische Fragen nach dem Erhalt von Kunstwerken der Digital Art, der Nachhaltigkeit denkmalpflegerischer Arbeit bis hin zu konkreten Fragen nach Finanzierungsmöglichkeiten im Raum. Aus diesen Interessenfeldern bildeten sich die insgesamt 12 verschiedenen Workshops.

In einem von diesen wurden dann beispielsweise Projekte des Kieler Vereins Kultur Erben vorgestellt, die sich u.a. der schwierigen Aufgabe der Vermittlung des militärischen Erbes der Stadt in Schulen stellt.

In der Session zu transdisziplinären Perspektiven des Erbes wurde schnell auf die denkmalpflegerische Arbeit mit Denkmalen der Moderne fokussiert. In der weiteren Diskussion zeichnete sich der Wunsch nach einer stärkeren Theoretisierung und methodischen Erweiterung denkmalpflegerischer Arbeit ab, die stärker von Publikationen und Öffentlichkeitsarbeit begleitet werden sollte. Aber auch die Frage, welche Erfahrungen und Annäherung heute mit einem Kulturerbe jenseits einer wissenschaftlichen und denkmalpflegerischen Bearbeitung gemacht werden kann, wurde berührt.

In dem Workshop zur Digitalität wurde dagegen deutlich, dass bei den Teilnehmenden eher ein Interesse an anwenderorientierten Werkzeugen wie beispielsweise Wike-Data im Vordergrund stand, das vor allem für kleine Museen eine Möglichkeit bietet strukturierte digitale Sammlungen ihrer Bestände anzulegen. Hinsichtlich der eigentlichen Fragestellung der Session kristallisierte sich die Finanzierung der langfristigen Archivierung und Restaurierung nicht nur digitaler Kunstwerke sondern auch von Forschungsdaten und damit deren Erhalt als Problem heraus.

Insgesamt gab die Veranstaltung viele Anregungen, die auch für das Cluster Zur Gegenwart des kulturellen Erbes hinsichtlich seiner thematischen Ausrichtung und weiteren Vernetzung von Interesse sind. Vor allem wurde ersichtlich, dass die Vermittlung eines kulturellen Erbes oftmals noch unzureichend erfolgt, jedoch ein zentrales Anliegen  hinsichtlich seiner Akzeptanz und Identifizierung darstellt. Hier gilt es neue Formate zu finden und Stakeholder wie verschiedene Interessengruppen einzubinden.

Text: Antje Kempe


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