Die EU-Strategie für den Ostseeraum feiert 2019 ihr zehnjähriges Bestehen. Das jährliche Strategieforum, auf dem 800 Entscheidungsträger und Stakeholder Ergebnisse aufzeigten und Verbesserungspotentiale diskutierten, fand vom 12. bis 13. Juni in Gdansk statt. Das Motto in diesem Jahr: Reduce, Reuse, Rethink!
Der Klimawandel und der Schutz des weiterhin ausgesprochen fragilen Ökosystems Ostsee wurden als größte Herausforderungen des Ostseeraums in den Fokus der Tagung gestellt. Ein intaktes Ökosystem Ostsee ist nicht nur die Voraussetzung für das Wohlbefinden der Menschen, die hier leben. Es ist direkte oder indirekte Grundlage einer ganzen Reihe von Wirtschaftszweigen (wie dem Tourismus) und somit auch für die Entwicklung der Region entscheidend. Doch der weiterhin zu hohe Nährstoffeintrag - insbesondere durch die Landwirtschaft - sowie die Verschmutzung durch Schadstoffe und Plastik stellen nach wie vor eine immense Bedrohung des Ökosystems dar.
Ein Lösungsansatz, der den Mittelpunkt der Tagung darstellte, ist die Kreislaufwirtschaft. Recycling auf den verschiedenen Stufen der Produktion und des Konsums reduziert den Stoffeintrag in die Ostsee und schützt gleichzeitig das Klima. Rednerinnen wie die EU-Kommissarin für den Binnenmarkt, Industrie und Unternehmertum, Elzbieta Bienkowska, betonten die Potentiale, die sich aus der stärkeren Orientierung auf eine Kreislaufwirtschaft für die Region ergeben. Projekte wie „Baltic Blue Growth“ oder „Desire“ sind Flaggschiffprojekte der EU-Ostseestrategie, die hier ansetzen. In „Baltic Blue Growth“ wird etwa die kommerzielle Miesmuschelzucht in der Ostsee ausgetestet, die Nährstoffe aus dem Gewässer entzieht und in die Wirtschaftskreisläufe zurückbringt. Im Projekt „Desire“ (Development of sustainable peatland management in the Neman river catchment) ist die Universität Greifswald der federführende Partner. Das Projekt ist am Greifswalder Moorzentrum angesiedelt und hat zum Ziel, eine moorerhaltende und somit nachhaltige Bewirtschaftung über Paludikultur im Einzugsgebiet der Memel zu etablieren.
Text: Stefan Ewert