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Nordsee-Gipfel – Mit der Esbjerg-Erklärung zum grünen Kraftwerk und Vorreiterrolle in der Europäischen Union

Photo by Zoltan Tasi on Unsplash

Am 18.05.2022 kamen die Präsidentin der EU-Kommission und die Ministerpräsidenten der Niederlande, Dänemark, Belgien und Deutschland im dänischen Esbjerg zum sog. Nordsee-Gipfel zusammen. Die vier Anrainer-Staaten der Nordsee wollen zukünftig enger beim Ausbau der Offshore-Windenergie zusammenarbeiten. Gemeinsam soll bis zum Jahr 2030 die Leistung der Offshore-Windenergie in der Nordsee vervierfacht und so mindestens 65 Gigawatt erreichen. Bis zum Jahr 2050 soll die Leistung weiter ansteigen bis auf 150 Gigawatt. Dabei sollen die Projekte durch die EU-Mitgliedsstaaten gemeinsam entwickelt und umgesetzt werden. Mitumfasst sind auch sog. bereits zuvor debattierte Energieinseln. Bei diesen handelt es sich um künstliche und natürliche Gebilde, die Windparks, Stromnetze und andere Einheiten zur Erzeugung und weiteren Verarbeitung erneuerbarer Energien bündeln. Die Erzeugung von grünem Wasserstoff unter Einsatz von Offshore-Windenergie wird gleichermaßen aufgegriffen. Der Nordseeraum soll zum grünen Kraftwerk Europas werden. Im Rahmen des Gipfels klangen erneut die Zeitenwende und Notwendigkeit der Diversifizierung und des Ausbaus erneuerbarer Energien zur Reduzierung bestehender Energieabhängigkeiten von Russland an. Die Erklärung von Esbjerg steht somit sowohl im Zeichen der Energiewende als auch (europäischen) Energiesicherheit. Dänemark als Ausrichter des Treffens in Esbjerg beansprucht für sich ausdrücklich eine Führungsrolle im Ausbau der Offshore-Windenergie. Das Treffen fand, dem Narrativ der Wende und Unabhängigkeit nahegelegt, im Hafen von Esbjerg statt. Dieser war früher ein Zentrum für Öl- und Gastransport, dient nunmehr aber als globaler Hub für Offshore-Windenergie. Eine Führungsrolle soll nach der Erklärung von Esbjerg jedoch nicht Dänemark, sondern die Nordsee insgesamt erhalten. Die geplante Leistungserhöhung stellt nahezu die Hälfte der geplanten gesamten europäischen Offshore-Windenergie dar.

Mit Dänemark als Veranstalter und für sich beanspruchte Führungsrolle sowie mit Deutschland sind zugleich zwei Anrainerstaaten der Ostsee maßgeblich an den Plänen zum Ausbau der Offshore-Windenergie und Energieinseln in der Nordsee beteiligt. Es bleibt zunächst abzuwarten, ob und inwieweit die Pläne, Projektideen und konkreten Maßnahmen bzw. Governance-Strukturen Auswirkungen auf die Zusammenarbeit und den Ausbau in der Ostsee haben. Richtigerweise drängen sich auch hier Kooperationen und gemeinsame Projektverwirklichungen auf. Dies betrifft den Ausbau der Offshore-Windenergie und die territoriale und sonstige Kooperation hierbei, sowie die zwingend erforderliche Zusammenarbeit beim Aufbau eines gemeinsamen Netzes als Grundlage für den gemeinsamen Energiemarkt. Ebenso sind überdies Energieinseln und damit kooperative Modelle der Erzeugung von erneuerbarer Energie und grünem Wasserstoff auch in der Ostsee realisierbar. Dies zeigen nicht zuletzt Pläne zur Energieinsel Bornholm. Entscheidend ist es, potentielle Erfolgsmodelle und Maßnahmen auf andere Regionen zu übertragen.

- Mary Keogh, Michael Kalis, Judith Kärn


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