Tagungen

Mehrsprachigkeit. Kommunikationsformen in der Stadt und Hof

14.-16. Juli 2025

Abbildung: Relief vom Gestühl der Rigafahrer, St. Nikolai (Stralsund), © Jürgen Herold

Internationale und interdisziplinäre Fachtagung unter der wissenschaftlichen Leitung von Dr. des. Robert Friedrich (München), Josef Juergens M.A. (Greifswald), Dr. Christine Magin (Greifswald) und Dr. Florian M. Schmid (Greifswald)

Wie funktionierte mehrsprachige Kommunikation in der Stadt und am Hof zwischen 1200 und 1600? Die interdisziplinäre und internationale Tagung widmet sich dieser Frage in einer überregional vergleichenden Perspektive und untersucht Prozesse der Organisation und Reflexion von mehrsprachigen Kommunikationssituationen in weiten Teilen des lateinisch geprägten Europas. Einerseits formte Latein als Bildungssprache einen einheitlichen Sprachraum, der andererseits durch eine nahezu selbstverständliche Mehrsprachigkeit von Vernakularsprachen und Dialekten charakterisiert war. Dies stellte die Gesellschaften vor vielfältige und jeweils situationsspezifische Herausforderungen, bot aber auch kreative Möglichkeiten.

Tagungsbüro:
Natalia Zborka M. A. 
Telefon +49 3834 420 5012 
natalia.zborkawiko-greifswaldde

Veranstaltungsort:
Alfried Krupp Wissenschaftskolleg Greifswald
Martin-Luther-Straße 14
17489 Greifswald

Die internationale und interdisziplinäre Fachtagung wird gefördert von der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung, Essen, und der Deutschen Forschungsgemeinschaft, Bonn.

Programm

15:00–16:00 Uhr: Anmeldung und Begrüßungskaffee

16:00–16:15 Uhr: Begrüßung durch das Alfried Krupp Wissenschaftskolleg

16:15–16:30 Uhr: Robert Friedrich, Josef Juergens, Christine Magin, Florian Schmid (Greifswald): Begrüßung und Einführung in das Tagungsthema 

16:30–18:00 Uhr: Sektion 1, Moderation: Falk Quenstedt (Germanistik/Greifswald)

Vortrag 1: Maria Selig (Romanistik/Regensburg): Literarische Diskurstraditionen, Mehrsprachigkeit und sprachliche Hybridität. Die norditalienischen Höfe des 13. Jahrhunderts

Vortrag 2: Cristina Urchueguía (Musikwissenschaft/Bern): Die Lust am Sprachsalat in der Musik des 15. und 16. Jahrhunderts

18:00–18:30 Uhr: Pause

18:30 Uhr: Öffentlicher Abendvortrag: Maximilian Benz (Germanistik/Bielefeld): Ich was ein chint so wolgetan, uirgo dum florebam. Mehrsprachigkeit in den Carmina burana

Moderation: Florian Schmid (Germanistik/Greifswald)

9:00–11:15 Uhr: Sektion 2, Moderation: Josef Juergens (Skandinavistik/Greifswald)

Vortrag 3: Benedetta Muccioli (Romanistik/Freiburg i. Br.): About Italian Texts Written in Greek Characters

Vortrag 4: Anna Jouravel (Slawistik/Freiburg i. Br.): Lingua sacra oder lingua franca? Ein Überblick über die Gebrauchssphären des kirchenslawischen Idioms bei den Ostslawen

Vortrag 5: Alessandro Palumbo (Skandinavistik/Oslo): From the Vernacular to Latin: Social Functions of Bilingual and Biscriptal Epigraphs from Medieval Scandinavia

11:15–11:45 Uhr: Kaffeepause

11:45–13:15 Uhr: Sektion 3, Moderation: Cornelia Linde (Geschichtswissenschaft/Greifswald)

Vortrag 6: Ansgar Frenken (Geschichtswissenschaft/Ulm): Mehrsprachigkeit auf den spätmittelalterlichen Generalkonzilien in Konstanz und Basel

Vortrag 7: Cornel-Peter Rodenbusch (Geschichtswissenschaft/Barcelona):  Mehrsprachigkeit im Turnier? Barcelona als Fallbeispiel (15.–16. Jahrhundert)

13:15–14:45 Uhr: Mittagspause

14:45–16:15 Uhr: Christine Magin (Grundwissenschaften/Greifswald), Führung in St. Marien und Dom St. Nikolai: Die Qual der Wahl? Sprachen und Schriftarten als Identitätsmerkmale in Greifswalder Inschriften

16:15–16:45 Uhr: Kaffeepause

16:45–18:15 Uhr: Sektion 4, Moderation: Birte Arendt (Germanistik/Greifswald) 

Vortrag 8: Christine Putzo (Germanistik/Lausanne): Die niederländisch-deutschen Reime in Heinrichs von Veldeke ‚Eneasroman‘

Vortrag 9: Doreen Brandt (Germanistik/Oldenburg): Hybride Sprachlichkeit – Niederdeutsch und Hochdeutsch in der höfischen Literatur des hohen und späten Mittelalters

9:30–11:00 Uhr: Sektion 5, Moderation: Julia Frick (Germanistik/Rostock)

Vortrag 10: Josephine Klingebeil-Schieke (Romanistik/Berlin): Stimmen aus der Frühen Neuzeit: Fremdsprachlehrwerke als Spiegel europäischer Mehrsprachigkeit

Vortrag 11: Tilmann Walter (Medizingeschichte/Würzburg): Mehrsprachigkeit in den Beziehungen von frühneuzeitlichen Ärzten und ihren Patienten

11:00–11:30 Uhr: Kaffeepause

11:30–13:00 Uhr: Sektion 6, Moderation: Christine Magin (Grundwissenschaften/Greifswald)

Vortrag 12: Andreas Lehnertz (Geschichtswissenschaft/Trier): Jüdische Geschäftspraxis und Mehrsprachigkeit im Reichsgebiet

Vortrag 13: Birgit Wiedl (Geschichtswissenschaft/St. Pölten): Jüdische Mehrsprachigkeit und christliche Gerichte in Österreich

13:00–14:30 Uhr: Mittagspause

14:30–16:00 Uhr: Sektion 7, Moderation: Miriam Peuker (Geschichtswissenschaft/Greifswald)

Vortrag 14: Ileana Ratcu (Germanistik/Bukarest): Die Koexistenz von Latein und regionalen deutschen Schreibsprachen in den Urkunden Siebenbürgens im 15. und 16. Jahrhundert

Vortrag 15: Paul Theissen (Geschichtswissenschaft/Berlin): Naves quas „sneckas“ appellamus. Zweisprachigkeit und Bindestrich-Identität in der ‚Profectio Danorum‘

16:00–16:30 Uhr: Kaffeepause

16:30–18:00 Uhr: Sektion 8, Moderation: Robert Friedrich (Geschichtswissenschaft/Paris) 

Vortrag 16: Eric Böhme (Geschichtswissenschaft/Konstanz/Dresden): Qui sabia algaravia. Mehrsprachige Kommunikation während der katalanisch-aragonesischen Eroberung des Šarq al-Andalus (ca. 1229–1245)

Vortrag 17: Stéphane Péquignot (Geschichtswissenschaft/Paris): Welche Mehrsprachigkeit(en)? Eine vergleichende Untersuchung der diplomatischen Kommunikation der iberischen Reiche (13.–15. Jahrhundert)

18:00–19:00 Uhr: Zusammenfassung und Abschlussdiskussion

19:30 Uhr: Abschlussessen in der Brasserie Hermann

Öffentlicher Abendvortrag von Professor Dr. Maximilian Benz (Bielefeld): „Ich was ein chint so wolgetan, uirgo dum florebam“ – Mehrsprachigkeit in den Carmina burana

Montag, 14. Juli 2025 | 18.00 Uhr


Die deutschsprachige Liebeslyrik des Hochmittelalters – der Minnesang – entstand unter anderem in der Nachfolge der Trobador- und Trouvère-Lyrik der Romania. Zugleich finden sich im Minnesang kaum Fremdwörter: Der Transfer setzt Mehrsprachigkeit voraus, ohne sie auszustellen. Diesem Befund kann kontrastiv eine Sammlung vor allem von Liedtexten gegenübergestellt werden, die bis heute als „Carmina burana“ bekannt sind. Der Vortrag stellt die Sammlung sowie prägnante Beispiele für Mehrsprachigkeit vor.

Maximilian Benz ist Professor für Deutsche Literatur des Mittelalters und der Frühen Neuzeit an der Universität Bielefeld. Er promovierte 2012 an der HU Berlin und habilitierte sich 2019 an der Universität Zürich. 2018 erschien die Monographie Fragmente einer Sprache der Liebe um 1200.

Moderation: Dr. Florian M. Schmid