Herzog Philipp Julius von Pommern-Wolgast (1584-1625)

Am 27. Dezember 1584 wurde Philipp Julius, Herzog zu Stettin, Pommern, der Kaschuben und Wenden, Fürst zu Rügen, Graf zu Gützkow, der Lande Lauenburg und Bütow Herr – so die vollständige Titulatur – als einziger Sohn Herzog Ernst Ludwigs und Sophie Hedwigs auf dem Schloss zu Wolgast geboren. Nach dem frühen Tod des Vaters im Juni 1592 führte zunächst Bogislaw XIII. die vormundschaftliche Regierung. Der spätere Greifswalder Professor der Rechte Friedrich Gerschow übernahm fortan als Präzeptor die Erziehung des jungen Erbprinzen. 1597 verlegte die Herzoginwitwe ihren Wohnsitz vom Loitzer Schloß, ihrem Witwensitz, zurück nach Wolgast, um dem Erbprinzen eine angemessene Ausbildung zukommen zu lassen: ritterliche Tugenden und eine gelehrte Bildung. Im Herbst 1601 empfing der 16jährige Thronfolger die Erbhuldigung der Stände, am 1. Februar 1602 begab er sich gemeinsam mit einem 16 Mann starken Gefolge vom Hof zu Wolgast auf die lang geplante Bildungsreise. Diese sich über 21 Monate erstreckende Peregrination führte ihn durch zahlreiche Städte und Provinzen Deutschlands, Englands, Frankreichs, der Schweiz und Italiens. Friedrich Gerschow zeichnete als Präzeptor und Diarist für den Reiseverlauf und das Bildungsprogramm verantwortlich.

 

 

Während der Reise galt es vor allem durch den Besuch wichtiger Fürstenhöfe und Städte, Kontakte zu deutschen und europäischen Fürsten zu knüpfen, moderne Verwaltungsstrukturen ebenso kennen zu lernen wie Einnahmequellen der Fürsten. Die Besichtigung akademischer Gymnasien, Ritterakademien und Universitäten gehörte zum Standard, ist aber auch vor dem Hintergrund des einheimischen bildungsinfrastrukturellen Zustandes zu verstehen. Durch die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben, also an Jagden, an adligen und stadtbürgerlichen Bällen, an Theater -und Musikaufführungen sowie durch die Besichtigung von Bauten und Kunstwerken erlangte er den besonders von der Mutter gewünschten standesgemäßen „Feinschliff“, dessen ein Landesfürst – besonders zur Abgrenzung - unbedingt bedurfte.

 

 

Nach 21 Monaten kehrte die Reisegesellschaft am 10. Oktober 1603 vollzählig und gesund zurück. Unmittelbar darauf wurde Philipp Julius aus der Vormundschaft seines Onkels entlassen, um seine Regierung anzutreten. Am 25. Juni 1604 vermählte er sich mit Agnes, einer Tochter des Kurfürsten Johann Georg von Brandenburg. Die Ehe blieb jedoch kinderlos. Philipp Julius starb am 6. Februar 1625 auf seinem stattlich ausgebauten Schloss zu Wolgast, zusammen mit seiner Frau wurde er in der Herzoglichen Gruft in St. Marien zu Wolgast beigesetzt. Mit ihm erlosch die Wolgaster Linie des Greifengeschlechts und mit dem Tod Bogislaws XIV., des letzten männlichen Familienmitgliedes 1637 endgültig das eingeborene pommersche Herrscherhaus. Das Wolgaster Schloss wurde bald darauf zerstört.

 

 

Herzog Philipp Julius' Regentschaft war geprägt von verschiedensten Reformversuchen in der Landesverwaltung, von Reorganisationsmaßnahmen des Hofes sowie von der Pflege kultureller Interessen: Musik, Theater, Reisen. Diese sowie seine prunkvolle Hofführung, zu der ihn zweifellos auch das Erlebnis fremder Höfe während seiner Bildungsreise angeregt hatten, erregten permanent den Unmut der Landschaft (Landstände), die sich den Forderungen nach Geldmitteln in der Regel widersetzten.

 

 

Die Förderung der Landesuniversität lag Philipp Julius, hier seinem Vater Ernst Ludwig nacheifernd, besonders am Herzen; so stiftete er 1619 einen kostbar mit Gold- und Silbersteinen verzierten spanischen Radmantel aus Seidensamt, gefertigt im Land, von dem Stralsunder Perlensticker Henrik Möller. Bis in die jüngste Vergangenheit wurde dieser bei feierlichen Anlässen als Rektorornat von den Rektoren der Universität getragen. Daneben beteiligte er sich an der von seinem Cousin, dem Stettiner Herzog Philipp II., initiierten Anfertigung einer Landkarte des Herzogtums Pommerns durch den Rostocker Gelehrten Eilhard Lübben, genannt Lubinus. Diese sogenannte Lubinsche Karte aus dem Jahre 1618 ist eine der frühesten genauen Landkarten eines Reichsterritoriums.