Gedenktafel würdigt ehemaligen Rektor der Universität Greifswald Professor Dr. Konrat Ziegler

Portrait Prof. Dr. Konrat Ziegler, ©Universitätsarchiv Greifswald
Portrait Prof. Dr. Konrat Ziegler, ©Universitätsarchiv Greifswald
Enthüllung der Gedenktafel für Konrat Ziegler, © Lukas Voigt, 2021
Enthüllung der Gedenktafel für Konrat Ziegler, © Lukas Voigt, 2021

Während einer Festveranstaltung im Alfried Krupp Wissenschaftskolleg wurde Prof. Dr. Konrat Ziegler in mehreren Vorträgen sowohl als Wissenschaftler als auch als homo politicus, als politisch engagierter Mensch gewürdigt.

Konrat Ziegler wurde 1884 in Breslau geboren und studierte dort Archäologie und Klassische Philologie. 1905 wurde er in seiner Heimatstadt promoviert, bereits zwei Jahre später habilitiert. Bis zu seiner Berufung als Professor für Klassische Philologie nach Greifswald im Jahr 1923 war er unter anderem außerordentlicher Professor und persönlicher Ordinarius in Breslau. Die Universität Greifswald wies ihm eine Wohnung in der heutigen Robert-Blum-Straße zu (heute noch immer ein Universitätsgebäude). 1926 bis 1927 war er zunächst Dekan der Philosophischen Fakultät und von 1928 bis 1929 Rektor der Universität.

Ziegler war ein engagierter akademischer Lehrer: Während seiner Greifswalder Jahre bot er in jedem Semester neue Lehrveranstaltungen an und ermöglichte den Studierenden so, die Antike von Homer bis in die Spätantike aus erster Hand kennenzulernen. Seine in Greifswald entstandenen Forschungen umspannten Literatur, Geschichte und Kultur der Antike. Freilich hatte er den Ruf, unbequem zu sein. Als jemand, der den Ersten Weltkrieg als einfacher Feldwebel, später als Dolmetscher mitgemacht hatte, war er zeitlebens überzeugter Pazifist, außerdem Republikaner und aktiver Gegner des Antisemitismus. Unter anderem war er Mitglied der Deutschen Friedensgesellschaft und des Vereins zur Abwehr des Antisemitismus.

Unter den konservativen Greifswalder Honoratioren war Ziegler als „roter“ Professor verschrien. Die nationalsozialistisch organisierten Studenten hatten ihn rasch als einen ihrer Hauptgegner in der Professorenschaft ausgemacht. Er sah sich als Demokrat an der Universität zunehmend isoliert. Im September 1933 wurde er wegen „nationaler Unzuverlässigkeit“ entlassen und Anfang 1934 mit halbierten Bezügen in den Ruhestand versetzt. Damit verlor er auch die Dienstwohnung, das heißt, er wurde mit seiner siebenköpfigen Familie quasi auf die Straße gesetzt.

Bis 1943 lebte Ziegler in Berlin. Nach dem Verlust der Wohnung durch Bombentreffer zog die Familie nach Osterode im Harz. Während des Zweiten Weltkrieges versteckte er mehrere rassisch verfolgte Personen beziehungsweise unterstützte sie bei der Ausreise. Für seinen Mut wurde er später in Yad Vashem als „Gerechter unter den Völkern“ geehrt. Nach dem Zweiten Weltkrieg ging er nach Göttingen, wo er wieder als Wissenschaftler tätig war und sich als SPD-Mitglied in der Kommunalpolitik engagierte.

Als Wissenschaftler ist Prof. Dr. Konrat Ziegler heute noch jedem im Fach ein Begriff, unter anderem als Editor der Werke des griechischen Biographen Plutarch und als langjähriger Herausgeber eines altertumswissenschaftlichen Jahrhundertprojekts, der „Real-Encyclopädie der classischen Altertumswissenschaft“, die jeder Geschichtsstudent, auch hier in Greifswald, bis heute im Proseminar kennenlernt.


Ansprechpartnerin an der Universität Greifswald
PD Dr. Susanne Froehlich
Historisches Institut
Domstraße 9 A, 17489 Greifswald
Telefon 03834 420 3108
susanne.froehlichuni-greifswaldde

 


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