Die Vermutung, das Mittelalter sei innovationsfeindlich gewesen, ist seit Jahrzehnten widerlegt. Unzählige Befunde aus Disziplinen von der Mittelalterarchäologie bis zur Umweltgeschichte zeigen, dass sich das technische Inventar europäischer Gesellschaften zum Ausgang des Mittelalters deutlich von dem der Spätantike unterschied. Wie mittelalterliche Zeitgenossen selbst technische Kreativität in Text und Bild thematisierten, ist allerdings noch immer nicht systematisch erforscht.
Wie geeignet sind vor diesem Hintergrund moderne Schlagworte wie „Innovation“, um Veränderungen der materiellen Kultur des Mittelalters auf den Punkt zu bringen? Welche Narrative sind der technischen Kreativität dieser Epoche angemessen, gerade auch aus globalhistorischer Perspektive oder im Vergleich zur Moderne? Der Vortrag argumentiert, dass solche Fragen für die historische Forschung ebenso relevant sind wie für eine breiter angelegte Wissenschaftskommunikation.
Marcus Popplow ist Leiter des Departments für Geschichte am Karlsruher Institut für Technologie. Seine Interessensgebiete umfassen die Technikgeschichte der Vormoderne, Mobilitätsgeschichte, Technikzukünfte und Technikdiskurse sowie die Technikgeschichte in Lehre und Öffentlichkeit. Sein Buch Technik im Mittelalter in der Reihe Beck Wissen wurde mit dem Conrad-Matschoß-Preis des VDI ausgezeichnet.
Moderation: Professorin Dr. Cornelia Linde
Sprachlos? Technische Innovationen im Mittelalter
Fokus: GESELLSCHAFT
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