Museum auf der Straße – Plakataktion in Greifswald und Stralsund wirbt für eine digitale Ausstellung zum Umgang mit kulturhistorischen Schätzen

Immer wieder werden im Ostseeraum Schätze aus der Wikingerzeit (ca. 800–1100) gefunden. So war es auch schon früher: 1834 entdeckte ein Feldarbeiter in Südostnorwegen den Hoenschatz, der von globaler Vernetzung im frühen Mittelalter zeugt. 1872–74 wurde auf der Insel Hiddensee ein weiterer Schatz entdeckt: der sogenannte Hiddenseer Goldschmuck. Der aus 16 Stücken bestehende Schmuck ist von herausragender Qualität und wurde um 1000 im Umfeld der dänischen König*innen hergestellt.

Mit dem Auffinden dieser Schätze begannen vielschichtige Prozesse von Vereinnahmung, die sich über die Zeit verändern. Dabei wurden und werden bis heute immer wieder Fragen aufgeworfen: Wer darf das „Wikingergold“ verwahren? Wo wird es gezeigt? Wer identifiziert sich damit? Wer grenzt sich davon ab?

Die Ausstellung wurde von Isabelle Dolezalek (ehemals Universität Greifswald, jetzt Technische Universität Berlin) und Charlotte Wenke (Universität Greifswald) kuratiert. In ihr wird gezeigt, welche Rolle wikingerzeitliche Goldschätze als Kulturerbe im Alltag der Menschen spielen und wie eng Kulturerbe mit Politik verwoben war und ist. Es wird deutlich, dass sowohl die Aneignungen von Kulturerbe als auch die Abgrenzungen davon politisch aufgeladen ist.

In sieben Ausstellungskapiteln werden mit verschiedenen Formaten die Facetten des Themas Schatzpolitik beleuchtet. Unter anderem wird darauf eingegangen, welche Bedeutung Gold in der Wikingerzeit hatte und wie zum materiellen Wert auch ein immaterieller Wert hinzukam und die Schatzfunde als Geschichtszeugnisse und Kulturerbe wahrgenommen wurden. Außerdem wird der Frage nachgegangen, wem die frühmittelalterlichen Schätze gehören und wessen Kulturerbe sie sind. Thematisiert wird ebenfalls der Umgang mit den Schätzen und ihre politische Vereinnahmung in Kriegen und Ausstellungen.

Die digitale Ausstellung präsentiert Ergebnisse einer Forschungskooperation zwischen dem Stralsund Museum und dem Interdisziplinären Forschungszentrum Ostseeraum (IFZO) der Universität Greifswald. Das Projekt Wikingergold. Schatzfunde als translokales Erbe als Teil des Projektes Fragmentierte Transformationen wird von Prof. Dr. Isabelle Dolezalek geleitet. Es widmet sich der Entdeckung, der Rezeption und der musealen Präsentation frühmittelalterlicher Goldschätze im Ostseeraum vom 19. Jahrhundert bis heute. Ein Teil der Forschungsergebnisse wurde bereits in wissenschaftlichen Publikationen und Arbeitsmaterialien für den Schulunterricht zugänglich gemacht. Ein Ziel ist es, die historischen Wurzeln heutiger Vereinnahmungen sogenannter Wikingerkultur in globalen (rechts)populistischen Diskursen zu beleuchten.

Mit der Plakataktion in Greifswald und Stralsund wird nun die digitale Ausstellung beworben. Ab Jahresbeginn 2025 geht dann eine Wanderausstellung auf Tour. Sie wird unter anderem im Museum für Archäologie und Geschichte in Elbing (Polen), im Midgard vikingsenter in Borre (Norwegen) und auf Gotland zu sehen sein. Die Ausstellung bietet einen Rahmen für die digitale Präsentation und lädt auf Instagram unter @vikinggold_treasurepolitics mit #myvikingbling zum Mitmachen ein.

Das Projekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. In der Umsetzung wurden die Mitarbeiter*innen des Projekts von der Berliner Ausstellungsfirma museeon unterstützt. Die Programmierung übernahm Ron Warmbier.

Weitere Informationen

Der Ostseeraum bildet eine kulturelle, geographische und politische Einheit, die durch eine Vielfalt an Kulturen, ein einzigartiges Ökosystem und seine geopolitische Relevanz geprägt wird. Das Interdisziplinäre Forschungszentrum Ostseeraum (IFZO) erforscht den Ostseeraum anhand der vielfältigen Verbindungen zwischen den Kulturen und ihrer transnationalen Institutionen sowie deren Einfluss auf das Ökosystem.

Die Ausstellung finden Sie unter: https://vikinggold.org
Instagram: @vikinggold_treasurepolitics    #myvikingbling
https://www.museeon.de/
https://ron.kanzownet.de/index.html

Fotos können für redaktionelle Zwecke im Zusammenhang mit dieser Medieninformation kostenlos unter pressestelleuni-greifswaldde angefordert werden. Bei Veröffentlichung ist der Name der Bildautorin bzw. des Bildautors zu nennen.

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Ansprechpartnerin an der Universität Greifswald
Prof. Dr. Isabelle Dolezalek
Interdisziplinäres Forschungszentrum Ostseeraum
Bahnhofstraße 51, 17489 Greifswald
i.dolezalekuni-greifswaldde

 

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